Das Himalaya-Hoch
Das Himalaya-Hoch
Mit atemberaubenden Hochgebirgspfaden, beeindruckenden Landschaften und kultureller Vielfalt bietet Nepal mountainbikebegeisterten Abenteurer:innen eine nahezu unvergleichliche Gelegenheit. Juliette Willmann, Teil der SCOR Crew, plante zusammen mit drei Freund:innen eine Reise durch das raue Gelände des Mustang Valley im Herzen des Himalayas. Wir haben Juliette gebeten, uns auf ihre Reise mitzunehmen.
Die Idee für den Trip stammte eigentlich von Soren - einem guten Freund, Fotografen, Entdecker und rundum lustigen Zeitgenossen. Als er an einem Abend durch Instagram scrollte, blieb er an einem Foto aus Mustang in Nepal hängen. Das Bild von Bikern auf einem Trail, der sich durch atemberaubende Landschaft zog, weckte sofort seine Abenteuerlust.
Soren nahm also Kontakt mit Ashish auf, dem nepalesischen Mountainbikeguide, den er auf dem Foto gesehen hatte, und nach einigen Nachrichten war unsere Reise in den Himalaya beschlossene Sache.
Unsere Reisegruppe bestand aus Soren, seiner Frau Gaëlle (Rettungswagenfahrerin und Dancefloor-Granate), meinem Freund Pierre-Idris (Spitzname Pim, Bergführer und Amateurkomiker) und mir, Juliette (Mountainbikeguide, Skilehrerin, halbprofessionelle Sturzfliegerin).
Ende Oktober 2023 landeten wir in Kathmandu - unsere Bikes im Gepäck. Für dieses Abenteuer hatten Pim und ich unsere SCOR 4060 LTs dabei, während sich Soren und Gaëlle für 4060 STs entschieden hatten. Wir trafen unseren Guide Ashish und machten uns gleich auf den Weg ins Zentrum von Kathmandu, nach Thamel. Kurz ins Hotel eingecheckt und dann zog es uns schon wieder nach draussen. Wir wollten mit den Bikes die Stadt zu erkunden.
In den Gassen warten reihenweise Bike-Shops auf uns. Sie bieten geführte Touren, Reparaturen und Verleih an - eben alles, was man in einem Bergresort erwarten würde. Wir waren aber noch nicht ganz am Ziel.
Um von Kathmandu nach Mustang zu kommen, mussten wir ein weiteres Mal fliegen. Unsere Fahrräder hingegen mussten über Land transportiert werden. Wir statteten uns also mit Bier und Snacks aus und verbrachten den Abend damit, die Bikes mit Luftpolsterfolie zu umwickeln, um sie für ihre Reise startklar zu machen.
Der Flugplatz von Jomson gilt als einer der schwierigsten Landeplätze der Welt. Ich hatte die super Idee, das genau einen Tag vor unserer Ankunft zu recherchieren. Als wir also zur Landung ansetzten, schnallte ich meinen Helm auf meinen Kopf, schloss die Augen und hoffte das Beste. Natürlich verlief am Ende alles gut und als ich meine Augen wieder öffnete, wurde ich mit einem atemberaubenden Ausblick auf die Berge des Himalayas belohnt - unglaublich!
Von Jomsom aus begann dann endlich unser eigentlicher Trip. Wir zogen unsere Bike-Kleidung an, stiegen in einen Truck und machten uns auf den Weg zu den Trails, die wir bisher nur aus Social Media und Erzählungen kannten.
Die Ausblicke aus der Luft waren schon beeindruckend, aber hier und mit beiden Beinen auf dem Boden sind sie einfach überwältigend. Die europäischen Alpen sind gross, aber das Ausmass der Himalaya-Wildnis ist schier unglaublich.
Ashishs Freund Ajit war unser Fahrer, wir nannten ihn den sanften Riesen. Seine Rolle in unserem Abenteuer war eine genauso entscheidende wie die der Guides. Die Strassen auf der Karte stimmten nicht wirklich mit der Realität überein und oft waren sie durch Felsstürze oder Erosion beschädigt. Eine ruhige Hand am Steuer war entscheidend. Mit seiner Gangster-Rap-Playlist und einem sehr losen Mundwerk war er nicht nur gute Gesellschaft, sondern auch ein grossartiger Fahrer.
Die nächsten Tage starteten damit, dass Ajit uns wohlbehalten zu einem der Ausgangspunkte brachte. Diese lagen meist über 4000 Meter und von dort aus nahmen unsere Reisen ihren Lauf. Wir fuhren durch raues Gelände, folgten flowigen Trails und genossen die unglaublichen Landschaften. Unser Tagesziel war immer das nächstgelegene Dorf, in welchem wir, umgeben von der Wärme der lokalen Gastfreundschaft, ein gutes Nachtlager fanden.
Trotz der Unterstützung eines Shuttles mussten wir uns die Abfahrten immer noch verdienen. An einem der Tage nahmen wir eine 1000 Meter lange Hike-a-Bike-Strecke in Angriff, die uns auf 4200 m ausspuckte. Unsere Belohnung, eine 2000-Meter-Abfahrt über 17 km, machte das jedoch mehr als wett!
Wir waren erstaunt, wie gut der Zustand der Trails in solch einer abgelegenen Gegend war. Ein perfektes Gleichgewicht zwischen entspanntem Flow und technischen Herausforderungen. Immer wieder fuhren wir auch durch Schluchten, die im Laufe der Jahre vom Regen in den Fels geschliffen wurden. Solch wunderschöne Trails mit dem majestätischen Himalaya als atemberaubender und surreal wirkender Kulisse hätte ich mir niemals träumen lassen.
Die gesamte Erfahrung war für mich einfach unglaublich. Das Biken, die Kultur, die Menschen, die Landschaft - was für eine Reise. Vielen Dank an Soren, Gaëlle, Pim, Ashish, Ajit und SCOR für die Möglichkeit dieses traumhaften Abenteuers. Wir kommen auf jeden Fall wieder - Mustang 2.0.
Worte von Juliette Willmann & Soren Rickards.
Fotos von Soren Rickards.
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